Lazard AM | Wandelanleihen im Aufwind
Arnaud Brillois, Portfoliomanager/Analyst bei Lazard Asset Management und Leiter des Global Convertibles-Teams
Investmentfonds.de | Frankfurt, 19. November 2024. Nach einer vorübergehenden Flaute befinden sich Wandelanleihen wieder im Aufwind, sagt Arnaud Brillois. Er sieht verschiedene Faktoren, die die Performance von Wandlern unterstützen: Die Assetklasse profitiere nicht nur vom wirtschaftlichen Umfeld, sondern weise auch günstige Strukturen auf, die performanceseitig Luft nach oben und zugleich eine Absicherung nach unten böten.
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Wandelanleihen hätten im dritten Quartal 2024 nach einem glanzlosen ersten Halbjahr eine starke Performance gezeigt, erklärt Arnaud Brillois: „Der Gesamtmarkt wurde durch die Kehrtwende der meisten großen Zentralbanken unterstützt, einschließlich der US-Notenbank Fed, die im September ihren mit Spannung erwarteten Zinssenkungszyklus begann. Das sich leicht abschwächende Wirtschaftswachstum zeigte sich insgesamt robust, insbesondere in den USA. Da sich die Inflation nachhaltig auf ihren Zielkorridor zubewegt, können die globalen Zentralbanken ihre Bemühungen nun darauf ausrichten, das Wirtschaftswachstum und die Arbeitsmärkte zu stützen und so die Wahrscheinlichkeit einer ‚weichen Landung‘ durch Zinssenkungen zu erhöhen.“ Wandelanleihen hätten in den vergangenen drei Monaten von relativ starken Quartalsergebnissen und konvexen Strukturen profitiert, die sich in den volatilen Risk-off-Phasen Anfang Juli und Anfang August als schützend erwiesen hätten. „Wir glauben, dass diese Strukturen weiterhin günstig bleiben dürften, so dass wir einen positiven Ausblick für die Anlageklasse beibehalten können“, so der Experte.
Zinssenkungen unterstützen Convertibles
Laut Konsenserwartungen dürften sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank die Zinssätze in den kommenden Quartalen weiter senken. In jüngster Zeit hätte auch China seine wirtschaftliche Unterstützung durch eine Kombination aus geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen verstärkt. „Insgesamt dürften die niedrigeren Zinsen Wandelanleihen weiteren Rückenwind geben, da sich die zugrunde liegenden Aktien zuletzt als sehr empfindlich gegenüber Zinsbewegungen erwiesen haben“, berichtet Arnaud Brillois. Dies gelte insbesondere für Mid-Cap- und Wachstumstitel. „Wir glauben, dass diese Aktien immer noch über erhebliches Erholungspotenzial verfügen, da sie seit 2021 stark gefallen sind und dies, obwohl sie im gleichen Zeitraum höhere Gewinne verzeichnet haben“, sagt Brillois.Darüber hinaus hätten sich die Verbraucherausgaben für Dienstleistungen in den Industrieländern widerstandsfähiger gezeigt als erwartet, was die Reise- und Unterhaltungsbranche stütze. Niedrigere Zinssätze könnten ein Katalysator sein, um das allgemeine Verbrauchervertrauen zu stärken und diese Sektoren weiter zu unterstützen. „In China blieb die Entwicklung des Reise- und Dienstleistungssektors insgesamt hinter den USA und Europa zurück, da die Konsumausgaben durch eine angeschlagene chinesische Wirtschaft negativ beeinflusst wurden. Diese wurde wiederum durch einen Überhang im Immobiliensektor belastet“, so Brillois. Die jüngsten Konjunkturmaßnahmen, die von den chinesischen Behörden vorgestellt wurden, seien jedoch umfangreicher und besser koordiniert als frühere Initiativen und könnten im Erfolgsfall Nachholausgaben freisetzen. „Das wäre für viele regionale Unternehmen sehr wirkungsvoll“, urteilt der Spezialist.
Starke Kombination: Rendite plus Sicherheit
„Aus unserer Sicht sind die Strukturen von Wandelanleihen für Anleger weiterhin günstig“, urteilt er. Weltweit höhere Zinssätze hätten die Renditekomponente der Anlageklasse verbessert und seien zu einem wichtigen neuen Motor für die Performance geworden. „Rund 30 Prozent der Wandelanleihen aus dem Technologiesektor rentieren mit mehr als 5 Prozent pro Jahr“, gibt der Experte ein Beispiel. „Da ein wichtiger Teil dieser Anleihen in den Jahren 2025 und 2026 fällig wird, könnte die Anlageklasse einen starken Sog auf den Nennwert erfahren, der zur Gesamtperformance der Anlageklasse beiträgt.“Auch im dritten Quartal seien die Neuemissionen stark geblieben, sodass sich die Gesamtemissionen seit Jahresbeginn auf 82 Milliarden US-Dollar beliefen und damit deutlich über dem historischen Tempo lägen. „Bei den Neuemissionen sehen wir weiterhin günstige Preise sowie überdurchschnittliche Kupons und niedrigere Gesamtprämien. Die Emittenten sind eine große Zahl sehr unterschiedlicher Unternehmen, viele davon in den USA. Wir sehen aber auch eine Wiederbelebung der chinesischen Emissionstätigkeit“, berichtet Brillois. Anders sei die Lage in Europa: „Hier warten wir weiterhin auf neue Anleihen, aber die geringe Emissionstätigkeit hat einen positiven Knappheitseffekt auf diesem Markt erzeugt. Insgesamt gehen wir davon aus, dass die robusten Emissionen aufgrund der hohen Zinsen und der hohen bevorstehenden Fälligkeiten der Unternehmen auch bis Ende des Jahres anhalten werden. Dies wird eine wichtige Quelle für Konvexität und Rendite in der Anlageklasse darstellen.“
Hohe Konvexität trifft auf Aktiensensitivität
Im Gegensatz zum traditionellen Anleihenmarkt, auf dem sich die Creditspreads im Laufe des Jahres deutlich verringert hätten, würden Wandelanleihen im Vergleich zu Nominalanleihen mit ähnlichem Rating weiterhin einen erheblichen Creditspread-Abschlag aufweisen. Arnaud Brillois erläutert: „Angesichts eines günstigen Sektormixes mit einer Ausrichtung auf Wachstumsunternehmen und weniger komplexen Bilanzen erwarten wir, dass Wandelanleihen ein defensiveres Engagement im Kreditrisiko sowie eine zusätzliche Renditequelle bieten.“Er bleibe für die Anlageklasse Wandelanleihen optimistisch: „Wir glauben, dass sich das wirtschaftliche Umfeld für viele der Wandelanleihen-Emittenten als günstig erweisen wird. Gleichzeitig begünstigt die Marktstruktur eine hohe Konvexität und bietet sowohl interessante Renditen als auch eine hohe Aktiensensitivität. Das sollte eine erhebliche Partizipation nach oben ermöglichen, bietet aber in Zeiten hoher Volatilität zugleich Schutz vor Abwärtsbewegungen.“
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