SOLIT Gruppe | Sorgen vor neuer Eurokrise bringen Euro unter Druck
Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
Investmentfonds.de | Der Goldpreis hielt sich in der vergangenen Woche relativ stark mit einem Plus von 1,6 % auf 2.332 US-Dollar je Feinunze, obwohl der US-Dollar deutlich anzog und der EUR/USD auf 1,07 US-Dollar fiel. Die nächste Unterstützung liegt nun bei 1,05 US-Dollar, die die Märkte nun anvisieren dürften.
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Die US-Notenbank war auf ihrem Zinsentscheid am Mittwoch neutral und es gab keine Überraschungen. Man plant in diesem Jahr maximal eine Zinssenkung, abhängig von der weiteren Konjunktur- und Inflationsentwicklung. Nach der SNB und EZB dürften auch andere Zentralbanken ihre Zinssätze noch vor der Fed senken. Die Schwäche des US-Dollar und die Stärke des Goldpreises im letzten Jahr gründete primär auf der Erwartungshaltung, die Fed würde bis zu sieben Zinssenkungen in 2024 durchführen. Angesichts dieser veränderten Erwartungshaltung verwundert es, dass sich der Euro bisher noch so stark halten konnte, wobei die Stärke beim Gold Bände hinsichtlich der physischen Nachfrage aus China spricht.
Der US-Dollar zeigte sich in der vergangenen Woche sehr stark und stieg auf fast 106 Punkte an. Der nächste Widerstand liegt bei 107 Punkten
Der Goldpreis konnte zu Wochenbeginn nicht den Widerstand bei 2.330 US-Dollar zurückerobern und verbleibt damit unterhalb seines Aufwärtstrends. Bricht die Unterstützung bei 2.280 US-Dollar, so wäre im aktuellen Umfeld mit einer Fortsetzung der Korrektur auf 2.200 US-Dollar zu rechnen.
Aktuell handelt der Goldpreis zwischen 2.280 US-Dollar und 2.420 US-Dollar
Der Abwärtsdruck des Euro erhöhte sich in der letzten Woche, nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron überraschend ankündigte, Neuwahlen anzusetzen, nachdem seine Partei in den Europawahlen starke Verluste gegen die rechtsextreme Rassemblement National erlitten hatte. Plötzlich kommen Sorgen vor einem Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union auf, die den Euro zusätzlich unter Druck setzten. Der Spread zwischen den Renditen 10-jähriger französischer Staatsanleihen und deutscher Bundesanleihen steht damit wieder im Fokus der Märkte. Dieser weitete sich diese Woche um rekordverdächtige 29 Basispunkte auf 77 Basispunkte aus, den höchsten Stand seit 2017. Die erhöhte Risikoprämie für französische Anleihen zeigt die gestiegene Unsicherheit und Risikoaversion der Investoren. Umfragen zeigen, dass eine linke politische Allianz den zweitgrößten Block hinter Marine Le Pens rechtsextremer National Rally gewinnen könnte, wodurch die Partei von Präsident Emmanuel Macron auf den dritten Platz verdrängt würde.
EZB senkt Zinsen trotz höherer Inflationsaussichten
Die EZB hat als erste der großen Zentralbanken kürzlich ihren Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt, obwohl sie gleichzeitig die Inflationsprognose für den Euroraum für 2024 und 2025 nach oben korrigiert hat. Die Kerninflation liegt mit knapp 3 % noch immer deutlich über dem Inflationsziel von 2 %, das sich die EZB selbst gesetzt hatte. Die EZB hat nur ein Mandat: die Preisstabilität, das sie seit Jahren verletzt. Zunächst zögerte Lagarde die Zinswende hinaus, was die Rekordinflation, die durch die QE-Programme verursacht wurde, noch verschärfte. Nun senkt sie die Zinsen, obwohl das selbstgesteckte Inflationsziel von 2 % noch nicht erreicht wurde. Damit hat die EZB das Inflationsziel von 2 % praktisch über Bord geworfen.
Die EZB hat begonnen, die Zinsen zu senken
Die EZB senkte die Zinsen trotz steigender Inflationsprognosen und wirft das 2%-Ziel über Bord
In der Zwischenzeit haben die europäischen Regierungen ihre Ausgaben nicht durch Defizitausgaben begrenzt und auch die außerordentlichen Schuldenaufnahme des Jahres 2020 nicht wieder konsolidiert. Die Verbraucherpreisinflation in der Eurozone ist laut Eurostat im Mai auf 2,6 % gestiegen. Dienstleistungen stiegen mit einer jährlichen Rate von 4 % an. Darüber hinaus meldeten acht Länder der Eurozone eine Teuerung von mehr als 3 % zum Vorjahr. Das kumulierte Inflationsniveau seit 2020 betrug mehr als 23 %. Trotz dieser Fakten und der Anhebung ihrer eigenen Inflationsschätzungen beschloss die EZB dennoch, die Zinsen zu senken.
Für diese Entscheidung gibt es nur einen Grund: billigeres Geld für fiskalisch unverantwortliche Staaten. Die Inflation ist weder ein Zufall noch ein natürliches Phänomen. Sie ist eine Politik, denn die Regierungen sind die größten Nutznießer des stetigen Anstiegs der Gesamtpreise bzw. der Entwertung von Schulden. Inflation ist die Ausweitung der Geldmenge, die durch die Deflationsbekämpfung der Notenbanken mittels QE-Programme langfristig zementiert wird. Der Anstieg des Verbraucherpreisindex (VPI) ist hingegen nur eine Folge der Inflation und wird statistisch künstlich niedrig ausgewiesen, um den wahren Kaufkraftverlust einer Währung zu verschleiern. Regierungen sind die größten Nutznießer der Inflation bei gleichzeitig zu niedrig ausgewiesener Teuerung und künstlich niedrigen Zinsen, da sich Staaten so weiterhin verschulden können. Ressourcen wandern vom produktiven Sektor zu den Regierungen, während die Währung zunehmend an Wert verliert.
Leidtragende sind Familien, sowie kleine und mittlere Unternehmen, die die negativen Auswirkungen der EZB-Politik in vollem Umfang in Form steigender Preise tragen müssen. Mit der Entscheidung der EZB, früh die Zinsen zu senken, hat man den Weg zu mehr Inflation in Europa eingeschlagen, die in einer Stagflation enden wird. Im Premium-Research (www.blaschzokresearch.ch) sind wir beim Euro Short seit 1,10 US-Dollar und meiner Erwartung nach dürfte in diesem Jahr die Parität erreichen. Die nächste charttechnische Unterstützung für den Euro liegt bei 1,05 US-Dollar, wo der Euro erst noch einmal eine Verschnaufpause einlegen dürfte, bevor diese Unterstützung im Laufe des Jahres letztlich gebrochen und damit der Weg zur Parität frei wird.
Die Seitwärtsbewegung des Euro dürfte in einem neuen Abwärtstrend enden
Jeder in Europa sollte seine Ersparnisse, insbesondere die Altersvorsorge, gegen Inflation absichern. Gold als sicherer Hafen bleibt langfristig gesehen das beste Investment, um Vermögen gegen Inflation abzusichern. Der Goldpreis in Euro ist bereits seit 2015 um 120% angestiegen. Wer beispielsweise ein Vermögen von 500.000€ in Gold investiert hat, besitzt aktuell ein Vermögen von 1,2 Millionen Euro. Wer hingegen nicht mindestens diese Rendite erwirtschaftet hat, der hat einen realen Kaufkraftverlust zu verschmerzen. Ein Nominalbetrag in Euro hat seit 2015 zu Gold um 54% an Kaufkraft hingegen verloren. Es ist daher wichtig auch für Trader und Investoren, mindestens diese Rendite zu erzielen, was mit einer einfachen Handelsstrategie im Goldmarkt möglich ist.
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