Lazard AM | Die Wiedergeburt japanischer Aktien
June-Yon Kim, Lead Portfolio Manager für japanische Aktien bei Lazard Asset Management
Investmentfonds.de | Frankfurt, 9. November 2023. Japan steht nach jahrzehntelanger Stagnation plötzlich wieder im Mittelpunkt des Investoreninteresses. Zurecht, sagt June-Yon Kim, Lead Portfolio Manager für japanische Aktien bei Lazard Asset Management: „Japan ist der zweitgrößte entwickelte Markt, weist jedoch Schwellenmarkt-ähnliche Ineffizienzen auf. Daraus ergeben sich vielfältige Chancen für aktive Investoren.“
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Angesichts jahrzehntelanger Stagnation und Deflation hätten Anleger lange Zeit wenig Interesse an Japan gezeigt und entsprechend wenig in Marktresearch investiert, so June-Yon Kim. Infolgedessen sei Japan heute ein ineffizienter Markt mit einer geringen Sellside-Research-Abdeckung. „Die meisten Fondsmanager sind in Japan untergewichtet. Dabei ist der japanische Aktienmarkt der zweitgrößte der Welt. Er macht rund 6 Prozent der Marktkapitalisierung des MSCI World und fast 23 Prozent des MSCI EAFE Index aus, welcher Europa, Australasien und Fernost umfasst. Zudem sind fast 30 Prozent der Unternehmen im MSCI EAFE in Japan ansässig“, sagt Kim. „Aus diesem lange bestehenden Missverhältnis zwischen der Größe und Bedeutung des Marktes einerseits und dem fehlenden Investoreninteresse andererseits ergeben sich heute Chancen.“
Von der Deflation zur Inflation – mit weitreichenden Folgen
Ein wesentlicher Grund für die veränderte Sicht der Anleger auf Japan sei die Rückkehr der Inflation: „Aufgrund der globalen Entwicklungen ist die Inflation nun auch in Japan angekommen“, erklärt Kim. Die Kerninflation liege deutlich über der langfristigen Inflationsrate bzw. der Zielrate der Bank of Japan. „Was für die meisten Länder negativ wäre, ist für ein Land wie Japan, das so lange in der Deflation steckte, eine gute Nachricht“, so der Experte.
Das neue inflationäre Umfeld beeinflusse das Verhalten der japanischen Verbraucher und Unternehmen. „In einem deflationären Umfeld tendieren Unternehmen dazu, Ausgaben aufzuschieben. Sie versuchen, Schulden abzubauen, und tätigen kaum Investitionen. Anleger wiederum setzen auf hohe Bargeldbestände. Und genau das haben wir in Japan in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten gesehen.“ Noch seien die Bilanzen japanischer Unternehmen zwar extrem konservativ aufgestellt und private Haushalte verfügten im Schnitt über etwa 55 Prozent Barmittel, was in einem deflationären Umfeld absolut vernünftig sei. Der Experte beobachtet jedoch bereits eine Veränderung: „Das Verhalten der japanischen Verbraucher, insbesondere der jüngeren Generation der 20- bis 40-Jährigen, ist dem westeuropäischen oder US-amerikanischen Verbraucher sehr viel ähnlicher geworden“, so Kim. „Und auch japanische Unternehmen investieren jetzt in ihre Zukunft. Wir sehen einen Anstieg der Investitionsausgaben und des Wachstums.“
Japanische Anleger würden ebenfalls verstärkt investieren – eine Entwicklung, die durch eine Änderung der Anlageregeln, die im Januar 2024 in Kraft trete, noch beschleunigt werden dürfte. „Japans bestehendes Privatkapitalanlageprogramm Nippon Individual Savings Account, NISA, wird ab Januar weiter modifiziert. Anleger werden dann die Möglichkeit haben, einen viel größeren Betrag steuerfrei anzulegen, nämlich etwa das Dreifache dessen, was sie in der Vergangenheit investieren konnten. Zudem wird der NISA-Steuervorteil nicht länger auf fünf Jahre begrenzt sein, sondern unbefristet gelten.“ Daraus ergibt sich aus Sicht des Experten ein erheblicher zusätzlicher Anreiz für japanische Anleger, ihr Vermögen in Richtung Risikoanlagen umzuschichten.
Japanische Unternehmen: starkes EPS-Wachstum und solide Fundamentaldaten
Davon dürften wiederum die Kurse japanischer Aktien profitieren. In den letzten drei Jahrzehnten seien diese deutlich zu teuer gewesen. Mittlerweile hätten sich die Bewertungen jedoch normalisiert oder befänden sich gar in der Nähe ihrer Allzeittiefs.
Gleichzeitig hätten japanische Aktien in den letzten zehn Jahren weltweit eine der stärksten Entwicklungen beim Gewinnwachstum pro Aktie (Earnings per Share, EPS) verzeichnen können. „Das hat sich nur deshalb nicht in höheren Aktienrenditen niedergeschlagen, weil sich der US-Markt so gut entwickelt hat, angetrieben durch die FAANG-Aktien. Daneben wurde Japan schlicht übersehen“, erklärt Kim. „Betrachtet man die Aktienrückkäufe, Dividenden und auch das Gewinnwachstum zeigt sich jedoch: Japan befindet sich finanziell gesehen in einer sehr guten Lage. Japanische Banken und Unternehmen weisen heute eine Nettoliquidität von über 40 Prozent auf.“
Fazit:
Anleger sollten Japan wie jeden anderen Markt angehen, so Kim: „Die Fundamentaldaten und Bewertungen der Unternehmen sollten im Vordergrund stehen. Wenn man den japanischen Aktienmarkt aus diesem Blickwinkel betrachtet, dann haben wir aktuell das seit sehr langer Zeit beste Umfeld für Japan-Anlagen.“
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